Österreich 2015; Regie: Marie Kreutzer; Drehbuch: Marie Kreutzer; Kamera: Leena Koppe; Schauspieler: Manuel Rubey, Bernadette Heerwagen, Doris Schretzmayer; 104 Min.,
John Gruber (wunderbar ungeniert dargestellt von Manuel Rubey), cool, erfrischend frech, erfolgreich und wohl am meisten in seinen eigenen Charme verliebt, ist ein gut aussehender Gewinnertyp mit Wiener Schmäh. Er lebt in einem superchicen Wiener Glaskobel-Dachappartment. Sein Geld verdient er als Superchecker in einer Werbefirma. Seine Freizeit verbringt er im Fitnessstudio, in hippen Bars oder irgendeinem Bett. Seine Familie hält er auf Distanz, seine Freunde sind oberflächliche Bekanntschaften, und auf Beziehungen mit Frauen lässt er sich nur kurz oder gar nicht ein. Als ihn seine Schwester bittet, zum 60. Geburtstag der Mutter zu kommen, sagt er widerwillig zu. Er ist zynisch, blasiert und eloquent wie immer, bleibt nur einige Stunden bei der für ihn biederen Familie, um danach noch in der Stadt in seinem Stammcafé abzuhängen. Den Schwächeanfall im Fitnessstudio ignoriert er genauso wie den ungeöffneten Brief vom Krankenhaus.
Schon mit ihrem Debütfilm DIE VATERLOSEN hat Regisseurin Maria Kreutzer aufhorchen lassen. Nun macht sie aus dem erfolgreichen Roman von Doris Knecht einen kurzweiligen, spannenden, auch romantischen Film. Sie wählt schöne Bilder und Einstellungen und zwischen den Zeilen eröffnen sich Blicke hinter die Coolness von Johann Gruber.
Kreutzer beweist eine feines Gespür für menschliche Beziehungen, Lebenssituationen und intelligente, witzige und treffende Dialoge, die ganz natürlich daher kommen. Eine Stärke von Marie Kreutzer ist die Führung der Schauspieler/innen. Bis in die kleinsten Gesten überzeugt dieser Film wie auch seine Hauptdarsteller Manuel Rubey und Bernadette Heerwagen.